Leiden wir unter einem Nährstoffmangel?

Ernährung

Leiden wir unter einem Nährstoffmangel?

zuletzt aktualisiert: 16.09.2024
Lesedauer: 8 Min
von der Lebenskraftpur Redaktion
Leiden wir unter einem Nährstoffmangel?

Leiden wir unter einem Nährstoffmangel?

Leiden wir unter einem Nährstoffmangel? – Eine berechtigte Frage, die wir mit Blick auf unsere Umwelt sowie Ernährungs- und Lebensweisen genauer beleuchten. Unter Nährstoffen ist hierbei nicht die Zufuhr von Kalorien gemeint, sondern die Menge an Mikronährstoffen und Vitalstoffen (Vitaminen, Mineralien, sek. Pflanzenstoffe, etc.). Im folgenden Beitrag werden verschiedene Aspekte betrachtet, die zu einer verminderten Mikronährstoffdichte in der Nahrung führen. Auch haben veränderte Ernährungsgewohnheiten, Lebensumstände und die höhere Belastung mit Umweltgiften einen starken Einfluss auf die Aufnahmefähigkeit und den Verbrauch der Vitalstoffe im Körper.

Inhaltsverzeichnis

Sinkende Vitalstoffdichte in Lebensmitteln

Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Böden, Einsatz von Pestiziden und Düngemittel können sich die Böden nicht mehr auf natürliche Weise erholen und verarmen an Nährstoffen. Dies zeigt auch der Selen-Atlas1, welcher eine genaue Untersuchung der Böden und deren Selengehalt über die letzten Jahrzehnte darstellt.

Ursprüngliche und natürliche Ernährung liefert ein breites Spektrum an Vitalstoffen

Vor Beginn des Ackerbaus und Einführung der zentralen Landwirtschaft, ernährten sich die Menschen von dem, was sie umgab: frische Pflanzen, frisch gefangenem Fisch, saisonale Gemüse und Früchte. Die Pflanzen wuchsen auf Böden mit einem breiten Spektrum an Mineralien und bildeten tiefe, weit verzweigte Wurzeln, die ihnen auch Mineralien wie Silizium aus tieferen Erdschichten lieferten.

Verarmung der Pflanzenvielfalt und des Mineralstoffgehalts im Boden

Heute werden weitaus weniger Pflanzensorten zur Nahrungsgewinnung angebaut. Zudem werden die Böden durch ständigen Neu-Anbau stark ausgezehrt. Über die Düngung bekommen die Pflanzen lediglich einen Bruchteil der natürlichen Mineralien zugeführt, wie sie sie aus ursprünglichen Böden beziehen würden.

Auch im Deutschen Ärzteblatt wurde bereits 1998 von einer unzureichenden Magnesiumversorgung der Menschen in der industrialisierten Welt berichtet, welche auf eine reduzierte Verfügbarkeit von Magnesium in den landwirtschaftlich genutzten Böden zurückzuführen sei.

Unreif geerntete und lange gelagerte Lebensmittel haben weniger Vitamine und Mineralstoffe

Hinzukommt, dass durch die Globalisierung und die saisonal unabhängige Nachfrage nach einem breiten Obst- und Gemüsesortiment zur Folge hat, dass diese Lebensmittel zum Großteil unreif geerntet und künstlich nachgereift werden. Sie tanken somit nur wenig Sonne und können ihren vollen Vitamingehalt nicht vollständig ausbilden. Lange Transportwege und Lagerzeiten sorgen zudem dafür, dass Nährstoffe verloren gehen.

Mangelhafte Versorgung mit Mikronährstoffen

Dazu treten nicht zuletzt aufgrund der modernen Ernährungsweise immer mehr Vitalstoffmängel auf. Mit ihnen werden moderne Volkskrankheiten wie Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und auch unkontrollierbare Zellveränderungen (Krebs) in Verbindung gebracht.

Nährstoffmangel durch verarbeitete, naturfremde Produkte

Allein ein Blick in den Supermarkt genügt, um festzustellen, dass hochverarbeitete „Lebens“mittel den Großteil des Sortiments bilden. Genau diese Industrienahrung leistet einen erheblichen Beitrag zur Mikronährstoffarmut.

Die Rede ist von hochverarbeiteten Getreideprodukten wie mit Glyphosat belastete Weizenprodukte, die auf einen möglichst hohen Klebereiweißgehalt hin gezüchtet werden und dabei weniger Vitamine und Mineralien enthalten wie ihre Urformen (zum Beispiel Ur-Dinkel, Emmer oder Kamut).

Auch Öle und Fette werden häufig nicht in ihrer natürlichen, nativen Form angeboten, sondern als künstlich gehärtete, raffinierte oder desodorierte Produkte. Dazu werden tierische Erzeugnisse auch oftmals nicht frisch und natürlich verkauft. Sie liegen in Plastikverpackungen für etliche Tage, durch Salze und Konservierungsmittel haltbar gemacht, in den Kühlregalen.

Milchprodukte sind zum Großteil homogenisiert. Industriezucker wird heute in viel größeren Mengen verzehrt und in zahlreichen Snacks und Getränken angeboten. Dazu kommen konservierte Fertiggerichte mit Geschmacksverstärkern, Aromastoffen, Konservierungsmitteln und Süßstoffen.

Zudem stellen die großen Mengen an Genussmitteln wie Alkohol, Kaffee, Rauchen (Nikotin) für den Körper eine zusätzliche Belastung dar. Für ihren Abbau benötigt der Organismus wiederum mehr Nährstoffe.

Mikronährstoffmangel durch anhaltenden Stress

Kommen dann auch noch dauerhafter Stress und mangelnde Entspannung hinzu, kann das schnell zum Nährstoffdefizit führen. Im Stresszustand nimmt der Körper weniger Nährstoffe auf und verbraucht gleichzeitig viele Vitamine und Mineralien für die Energiebereitstellung und Produktion der Stresshormone.

Was passiert im Körper bei Stress?

Bei Stress springt im Körper immer noch das urzeitliche Kampf- oder Fluchtprogramm an. In dieser Situation reduziert der Körper die Nährstoffaufnahme und richtet alles für eine schnelle Flucht oder einen kraftintensiven Kampf ein.

Bei Stress reduziert der Körper die Nährstoffaufnahme

Dazu werden alle Systeme heruntergefahren, die mit der Verdauung zusammenhängen, wie die Speichelproduktion (was sich häufig in einem trockenen Mundgefühl bemerkbar macht, wenn eine Stress-Situation auftaucht) und die Nährstoffaufnahme im Darm.
Alles im Körper konzentriert sich auf die Bereitstellung von Energie für die Muskeln: Energiereserven werden freigesetzt, Eiweiße (Proteine) vermehrt abgebaut, um in Form von Blutzucker als schnelle Energiequelle zu dienen. Der Blutdruck und Puls steigen, um Sauerstoff und Nährstoffe im Rekordtempo in die Muskelzellen leiten zu können.

Der Aufbau von Stresshormonen verbraucht Nährstoffe

Für den Fall einer Verletzung müssen Wunden schnell geschlossen und Wundkeime bekämpft werden, daher beschleunigt das Stresshormon Cortisol die Blutgerinnung und wirkt entzündungshemmend. Das Immunsystem wird im Moment des Kampfes oder auf der Flucht nicht benötigt, weshalb die Immunzellproduktion gedrosselt wird.

Anhaltender Stress beeinflusst dauerhaft die Nährstoffaufnahme und den Nährstoffverbrauch

Bei langfristigem, anhaltendem Stress stellt der Körper diese Reaktionen als „Standrad-Programm“ ein, wodurch sich die heute viel verbreiteten Krankheitsbilder wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Infektanfälligkeit, Thrombosen, Übergewicht, Wassereinlagerungen, grüner oder grauer Star sowie Osteoporose ergeben.

Umweltgifte begünstigen einen Nährstoffmangel

Umweltgifte von Industrieabgasen, Elektrosmog, Arsen im Reis, Quecksilber, Aluminium im Trinkwasser, Wohngifte von Baumaterialien oder Ausdünstungen von Chemikalien aus Möbeln, Schimmelpilzgifte in der Nahrung genauso wie Pestizide oder konventionelle Haushaltsreiniger verursachen im Körper ebenfalls Stress.

Wenn sie über die Luft oder die Nahrung in den menschlichen Organismus gelangen, tut dieser alles dafür, die schädlichen Stoffe wieder auszuschleußen. Die energieaufwändigen Reinigungs-Prozesse verbrauchen Mikronährstoffe, die dann dem Körper wiederum fehlen. Manche Umweltgifte binden auch Nährstoffe und führen somit zu einer Auszehrung im Körper.

Medikamente können Mikronährstoffräuber sein

Ebenso fördern bestimmte Medikamente den eine erhöhte Ausscheidung von Mikronährstoffen oder können ihre Aufnahme in den Blutkreislauf hemmen.

Antidiabetika, Säureblocker und Diuretika beeinflussen den Mikronährstoffhaushalt

Antidiabetika, die Metformin enthalten, behindern z.B. die Aufnahme von Vitamin B12 und Folsäure. Deshalb sollten besonders Diabetiker, die auch von einer Beeinträchtigung der Nerven betroffen sind, auf eine ausreichende Vitamin-B12-Zufuhr achten.

Genauso hemmen Säureblocker die Aufnahme von Vitamin B12 und Folsäure und darüber hinaus auch von Magnesium und Calcium, da diese Mineralien und Vitamine einen bestimmten pH-Wert benötigen, um sich aus ihren Bindungsformen zu lösen und damit erst im Körper aufgenommen werden können.

Diuretika, durch die die Harnmenge erhöht wird, schwemmen auch vermehrt Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium und Zink aus und können dadurch einen Mangel herbeiführen.

Statine hemmen die körpereigene Coenzym Q10 Produktion

Daneben hemmen v.a. Lipid- und Cholesterinsenke Medikamente mit Statinen die körpereigene Coenzym-Q10-Produktion. Statine hemmen ein Enzym, welches die Bildung von Cholesterinen veranlasst, welches aber auch für die Zusammensetzung des lebensnotwendigen Mikronährstoffes Q10 verantwortlich ist.

Umgekehrt, kann Q10 ungewollte Begleiterscheinungen einer Statintherapie mindern. In einer Studie, die im American Journal of Cardiology veröffentlicht wurde, konnte die begleitende Einnahme von 100 mg Q10 pro Tag bei Patienten mit statinbedingten Muskelschmerzen zu einer Milderung der Schmerzintensität und deutlichen Verbesserung der Lebensqualität beitragen2,3.

Wissenschaftlich belegter Mikronährstoffmangel

Aus der Nationalen Verzehrstudie II von 2008 geht hervor, dass die Versorgung in Deutschland besonders bei folgenden Mikronährstoffen mangelhaft ist und sich somit ein höherer Bedarf zeigt4,5:

  • Folsäure: Rund 79 % der Männer und 86 % der Frauen nehmen zu wenig Folsäure auf. Ab einem Alter von über 13 Jahren empfiehlt Mikronähstoffexperte Dr. Uwe Gröber eine tägliche Zufuhr von 300 µg Folat. Da das Hauptspeicherorgan für Folate die Leber ist, finden sich beispielswiese in Hühner- und Rinderleber* viel Folat. Aber auch pflanzliche Nahrungsmittel wie Weizenkeime*, dunkle Blattgemüse und Kohlsorten wie Feldsalat* oder Rosen- oder Grünkohl* liefern Folat4.
  • Vitamin D: Die Versorgung mit Vitamin D in Deutschland liegt im Durchschnitt unter 20 ng/ml Blut. In der Mikronähstoffberatung gilt ein Wert unterhalb von 30 ng/ml bereits als unzureichende Versorgung und Konzentrationen ab 60 ng/ml werden bei holistisch arbeitenden Ärzten als optimal angesehen5.
    Wenn die körpereigene Vitamin-D-Produktion eingeschränkt ist, durch zu wenig direkte Sonneneinstrahlung auf der Haut oder durch Einschränkungen in der Vitamin-D-Synthese, raten heute viele ganzheitliche Ärzte und Gesundheitsberater zu einer Vitamin-D-Supplementation. Auch zur Aufrechterhaltung eines intakten Immunsystems.
  • Vitamin C: Rund ein Drittel aller Bundesbürger führt mit seiner täglichen Ernährung seinem Körper nicht einmal 100 mg Vitamin C zu. Nach Mikronährstoffexperten wie Dr. Uwe Gröber, könnte eine Vitamin-C-Aufnahme von 200 mg pro Tag präventiv zu optimalen Blutspiegeln für die Entwicklung von Immunzellen beitragen und damit das Immunsystem effektiv unterstützen.
    Zur Vorbeugung von Erkrankungen empfehlen einige ganzheitliche Wissenschaftler auch eine Zufuhr von bis zu 500 mg/Tag5.
  • Vitamin E: Etwa die Hälfte der Bevölkerung nimmt zu wenig Vitamin E zu sich. Besonders Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren wie bspw. Pflanzenöle* und Nüsse* enthalten von Natur aus viel Vitamin E4.
  • Eisen nehmen nur etwa 25 % der Frauen in ausreichenden Mengen zu sich. Natürliche Eisenquellen, die besonders gut bioverfügbare Eisenformen liefern, sind Innereien und hierunter besonders hochwertige Leber*. Aber auch Rote Bete*, dicke Bohnen (weiße und rote)* sowie Curryblatt*, welches sich als Extrakt auch hervorragend zur Eisensupplementation eignet und aus diesem Grund eine hervorragende vegane Eisenquelle darstellt.
  • Jod nehmen rund 70 % der Menschen zu wenig auf. Seelachs* und Spinat* dienen als natürliche Quellen. Die täglich empfohlene Jodmenge liegt – je nach Konsitution – bei etwa 200 µg5. Das häufig angebotene jodierte Speisesalz stellt keine empfehlenswerte Jod-Versorgung dar, da hier in den meisten Fällen lediglich eine künstliche und keine hochwertige Jodform enthalten ist.
  • Magnesium: Etwa ein Fünftel hat zudem einen Magnesiummangel. Magnesium wird überall im Körper benötigt und auch entsprechend bei erhöhten Belastungen vermehrt verbraucht, was zu einem Mangel führen kann. Nüsse, Kerne und Getreide sind besonders reichhaltig an Magnesium. Hierunter vor allem Weizenkleie*, Weizenkeime* und Sonnenblumenkerne*. Auch Bananen* können als gute Magnesium-Quelle dienen. Ein leckerer Spitzenreiter im Magnesiumgehalt ist roher Kakao*.

*Wie eingangs ausgeführt, ist die tatsächliche Menge hochwertiger Nährstoffe in Lebensmitteln stark von Faktoren wie den Anbaubedingungen, Umwelteinflüssen oder auch der Ursprünglichkeit des einzelnen Lebensmittels (Züchtungen oder naturbelassenes Lebensmittel) abhängig und können damit naturgemäß schwanken.

Eine Nachfolgestudie, die Nationale Verzehrstudie III, wurde in Auftrag gegeben und läuft noch bis 2025.

Fazit

All diese genannten Punkte lassen nur eine Antwort auf die initiale Frage zu: Ja, ein Nährstoffmangel ist in den westlichen Industriestaaten und auch in Deutschland weit verbreitet. Dem lässt sich entgegensteuern. Eine gesunde, naturnahe Ernährungs- und Lebensweise mit einem effektiven Stressmanagement und ausreichender Bewegung bilden dabei das solide Fundament für Energie und Wohlbefinden.

Hinzu kommt eine bedarfsgerechte und individuelle Supplementierung von Vitalstoffen, um Nährstoffdefizite auszugleichen und im Idealfall erst gar nicht in einen Mangel zu rutschen.

Quellen

  1. G. D. Jones et al., “Selenium deficiency risk predicted to increase under future climate change,” Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America PNAS, vol. 114, no. 11, pp. 2848–2853, Mar. 2017, doi: 10.1073/PNAS.1611576114.
  2. U. Gröber and K. Kisters, Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber: Was Ihr Arzt und Apotheker Ihnen sagen sollten, vol. 2. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2017.
  3. U. Gröber, Arzneimittel und Mikronährstoffe- Medikationsorientierte Supplementierung , 4. Auflage. Stuttgart: wissenschaftliche Verlagsgesellschaft , 2018.
  4. Biesalski HK, Köhrle J, and Schümann K, Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 2002.
  5. C. Schmidbauer and G. Hofstätter, Mikronähstoffcoach, vol. 4. Wien: Verlagshaus der Ärzte, 2020.
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