Selen: Dafür benötigt der Körper das Spurenelement – Ein Überblick

Mikronährstoffe

Selen: Dafür benötigt der Körper das Spurenelement – Ein Überblick

zuletzt aktualisiert: 14.09.2024
Lesedauer: 8 Min
von der Lebenskraftpur Redaktion
Selen: Dafür benötigt der Körper das Spurenelement – Ein Überblick

Selen: Dafür benötigt der Körper das Spurenelement – Ein Überblick

Das Spurenelement Selen wird hauptsächlich mit einer gesunden Schilddrüsenfunktion in Verbindung gebracht. Doch dieser lebenswichtige Mikronährstoff übt auch eine antioxidative Schutzfunktion im menschlichen Organismus aus, welche die Körperzellen, das Erbgut und Proteine vor oxidativen Stress umfassend schützt. Es unterstützt die körpereigene Entgiftung, indem es Schwermetalle bindet und aus dem Körper leitet und stärkt die Immunabwehr. Das alles macht Selen zu einem wahren Schutz-Element. Aufgrund der sinkenden Selenkonzentration in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln steigt jedoch das Risiko eines Selenmangels.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen und Verteilung im Organismus

Selen kommt in allen Körperzellen und -flüssigkeiten vor. Das meiste befindet sich in Niere, Herz und Leber.

Die Leber ist auch die Produktionsstätte für die sog. Selenoproteine, eine Gruppe lebenswichtiger, Selen-haltiger Proteine, die bei verschiedenen stoffwechsel-physiologischen Prozessen eine Rolle spielen. Als interner Speicherort für Selen dient die Skelettmuskulatur.

Aufgaben und Funktionen im Körper

Selen selbst hat verschiedene Aufgaben im menschlichen Organismus. Es ist an der Regulation der Schilddrüsenhormone beteiligt, bietet dem Körper als Antioxidans wertvollen Schutz, fördert die Entgiftung von Schwermetallen und stärkt die Immunabwehr und Psyche.

Selen ist wichtig für den Schilddrüsen-Stoffwechsel

Seine wohl bedeutendste Aufgabe ist dabei jedoch die Funktion im Schilddrüsen-Stoffwechsel: Hier fungiert Selen als Cofaktor bestimmter Enzyme (Deiodasen Typ I, II & III). Dabei entsteht aus dem inaktiven Molekül Thyroxin (T4) das aktive Schilddrüsenhormon Triiodthyronin (T3).

Gut zu wissen: Was sind Deiodasen?
Deiodasen sind Enzyme, die bei der Aktivierung bzw. Inaktivierung von Schilddrüsenhormonen beteiligt sind, indem sie die Freisetzung von Jod aus der Molekülverbindung vermitteln.

Das Hormon T3 ist wichtig für den Energiestoffwechsel. Es erhöht u.a. den Grundumsatz, steigert die Herzleistung sowie die Körpertemperatur und fördert den Abbau von Fetten und Glykogen (der Speicherform von Glukose). Darüber hinaus wird es auch für Wachstumsprozesse und die Gehirnreifung benötigt.

Selenmangel führt zu Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Fehlt Selen, kann T3 nicht mehr gebildet werden.
Die Folge ist eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), die sich symptomatisch vor allem durch Müdigkeit, Haarausfall, Gewichtszunahme und eine trockene Haut äußert.

Weitere Symptome eines Selenmangels

Darüber hinaus leidet auch der Sexualtrieb unter einer Mangelversorgung und der Leber fehlen die Enzyme, für lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge. Auch das Immunsystem wird geschwächt, was sich durch eine vermehrte Infektanfälligkeit äußert.

Mit einer gezielten Selen-Supplementierung können die ersten Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion schnell abklingen.

Therapeutische Selengabe bei Hashimoto Thyreoiditis

Auch bei der entzündlichen Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, der sog. Hashimoto Thyreoiditis, bei der körpereigene Immunzellen das Gewebe der Schilddrüse angreifen, hat sich eine Selensupplementierung mit 300 µg Selen pro Tag in Studien als hilfreich erwiesen.

Die Anzahl der Antikörper und damit auch die Entzündungsreaktion gingen dadurch zurück.

Gut zu wissen: Was ist Hashimoto Thyreoiditis?

Hashimoto Thyreoiditis (kurz: Hashimoto) ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, bei der körpereigene Abwehrkräfte das Gewebe des Organs als „fremd“ erkennen und angreifen. Wird diese Autoimmunreaktion zu spät erkannt, kann als Langzeitfolge das Gewebe des Organs so sehr beschädigt werden, dass es funktionsuntüchtig wird und keine Schilddrüsenhormone mehr gebildet werden können. Das klinische Beschwerdebild ist dann mit einer Schilddrüsenunterfunktion vergleichbar.

Umfassender Zellschutz als Antioxidans

Darüber hinaus ist Selen auch ein wichtiges Antioxidans. Seine antioxidative Wirkung übt Selen über das Enzym Glutathionperoxidase aus. Das Enzym sorgt mit Hilfe von Selen dafür, dass sämtliche Zellen des Körpers vor oxidativem Stress geschützt werden, indem es giftige Peroxide unschädlich macht. Auf diese Weise werden die Zellmembranen, das Erbgut (DNA), körpereigene Proteine sowie die Blutgefäße vor aggressiven freien Radikalen geschützt.

Regeneration körpereigener Antioxidantien

Zudem hilft Selen über die Glutathion-Peroxidase und Glutathion-Reduktase die körpereigenen Antioxidantien Ubiquinol, Vitamin C sowie Glutathion zu regenerieren. Auf diese Weise wird der körpereigene Schutz an Antioxidantien um ein Vielfaches gestärkt.

Gut zu wissen: Die Regeneration körpereigener Antioxidantien

Ubiquinol, Vitamin C sowie Glutathion sind Antioxidantien, die freie Radikale im Körper neutralisieren, indem sie diesen hochreaktiven Sauerstoffverbindungen freiwillig ein geladenes Teilchen abgeben (Neutralisation). Auf diese Weise bleiben Zellstrukturen, Proteine, Fette und das Erbgut vor Schäden durch freie Radikale geschützt.

Allerdings werden die Antioxidantien bei der Abgabe ihres geladenen Teilchens (Elektron) selbst reduziert und können keine weiteren freie Radikale neutralisieren.

Die beiden Enzyme Glutathion-Peroxidase und Glutathion-Reduktase sind jedoch in der Lage, diese „verbrauchten“ Antioxidantien zu recyceln, d.h. sie im Zuge einer chemischen Reaktion wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, damit sie wieder als Antioxidantien fungieren können.

Anregung der körpereigenen Entgiftung von Schwermetallen

Eine weitere Schutzfunktion übt Selen durch die Bildung von sog. Schwermetallseleniden (Schwermetall + Selen) aus. Indem Selen an Schwermetalle im Körper bindet, bleiben lebenswichtige Proteine verschont, die andernfalls durch Schwermetalle blockiert werden würden.

Schutz vor schädlicher Strahlenbelastung

Auch bei einer zu hohen Strahlenbelastung durch UV-Licht oder im Rahmen einer Chemotherapie wirkt sich Selen positiv auf die Gesundheit aus.

Zahlreiche Studien belegen, dass eine gute Selenversorgung zum einen das Risiko an bestimmten Krebsarten zu erkranken, mindern kann sowie die Nebenwirkungen einer Chemotherapie senken kann1.

Förderung der Immunabwehr

Selen schützt jedoch nicht nur die gesunden Zellen des Körpers vor strukturellen Schäden. Es stärkt auch die körpereigene Immunabwehr und verhindert das Eindringen von Krankheitserregern.

So ist es u.a. an der Produktion von Killerzellen, Antikörpern sowie Zytokinen und Interferon Gamma beteiligt, beides Botenstoffe des Immunsystems, welche die Intensität der Immunreaktionen steuern.

Zur Bildung des Glückshormons Serotonin

Zu guter Letzt sei das Glückshormon Serotonin zu nennen. Bei Depressionen kann eine Supplementierung mit Selen Wunder bewirken, denn für die Produktion dieses Hormons wird unter anderem Selen benötigt. Demzufolge sorgt das Glückshormon für eine kontinuierlich bessere Laune.

Vorkommen in Lebensmitteln

Für den großen Gehalt an Selen ist vor allem die Paranuss berühmt. Die Hülsenfrucht enthält eine große Menge Selen im Vergleich zu anderen pflanzlichen Lebensmitteln. Allerdings sollte hier auf das Herkunftsland geachtet werden.

Die Paranuss kommt ursprünglich aus Südamerika (Brasilien, Bolivien, Peru), wo auch der Selengehalt der Anbauböden am höchsten ist. Nordamerika und Kanada haben ebenfalls selenreiche Böden, doch bei weitem nicht so gute wie in Südamerika.

Selenarme Böden – ein globales Problem

Gründe für eine Abnahme des Selengehalts in den Böden ist der Klimawandel. Das Wechselspiel aus Niederschlagsverteilung und Bodenbeschaffenheit spielt dabei die größte Rolle. Diese hat sich in den letzten Jahrzehnten weltweit stark verändert.

In Europa zählen v.a. Deutschland, Dänemark, Schottland, Finnland und einigen Balkanländern zu Regionen mit selenarmen Böden2.

Abnehmender Selengehalt in pflanzlichen Lebensmitteln

Aber nicht nur der abnehmende Selengehalt in den Böden beeinflusst die sinkende Selenkonzentration pflanzlicher Lebensmittel. Auch eine Überdüngung oder zu intensive landwirtschaftliche Nutzung führen zu einer Abnahme.

So führt eine zu hohe Schwefelbelastung, wie sie durch vermehrten Düngereintrag entsteht, dazu, dass die Pflanzen überwiegend Schwefel anstelle von Selen aus dem Boden aufnehmen. Auch eine zu hohe Schwermetallbelastung der Böden sorgt dafür, dass Pflanzen nicht mehr ausreichend Selen aus dem Boden aufnehmen können.

Selengehalt in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs - Funktionen von SelenAbb. 1: Selengehalt pflanzlichen Ursprungs – Eine Übersicht.

Selengehalt tierischer Produkte

Im Bereich der tierischen Produkte sieht die Lage in Europa nicht viel besser aus. Zwar wird das Futter mit Selen angereichert, doch über den Boden (grasende Tiere) gelangt auch die Kuh nicht auf natürliche Weise an ihr Selen.

Grundsätzlich ist die Tier- und Pflanzenwelt nicht dazu in der Lage, Selen eigenständig zu produzieren- und auch wir Menschen benötigen alternative Quellen.

Selengehalt in Lebensmitteln tierischen Ursprungs - Funktionen von SelenAbb. 2: Selengehalt tierischen Ursprungs – Eine Übersicht.

Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln

Aufgrund der abnehmenden Selenkonzentration in tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln, steigt weltweit das Risiko, an Selenmangel zu erkranken. Eine gezielte Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln kann daher abhängig von der individuellen Konstitution sinnvoll sein.

Bioverfügbarkeit

Wie gut reines Selen in Form von Präparaten vom menschlichen Organismus aufgenommen wird, hängt dabei von seiner Bindungsform ab. Unterschieden wird zwischen der anorganischen (nicht vom Lebewesen abstammend) und organischen (vom Lebewesen abstammend) Selenverbindung, welche im Körper allesamt zu Selenid umgebaut werden.

Aus der Selenid-Verbindung entstehen schlussendlich sämtliche Selenproteine mit ihren unterschiedlichen Funktionen im Körper.

Folgende Selenverbindungen gibt es:

  • Selenit (anorganisch)
  • Selenat (anorganisch)
  • Natriumselenit (anorganisch)
  • Selenomethionin (organisch)
  • Selenocystein (organisch)

Anorganische Verbindungen und ihre Bioverfügbarkeit

Selenit und Selenat wirken dabei akut und stehen dem Organismus sofort zur Verfügung (Halbwertszeit ca. 102 Tage).

Aufgrund dessen kommen diese Verbindungen in der Therapie häufig zum Einsatz. So zeichnet sich Natriumselenit beispielsweise durch eine besonders hohe Bioverfügbarkeit aus.

Organische Verbindungen und ihre Bioverfügbarkeit

Selenomethionin wird dagegen aufgrund seiner Aminosäure Methionin langsam abgebaut (Halbwertszeit ca. 250 Tage). Das hat zur Folge, dass dem Körper diese Selenbindung länger zur Verfügung steht und hauptsächlich als Speicher dient.

Zudem stellt das Molekül eine Ausnahme dar, da es nicht zu Selenid abgebaut werden muss, sondern direkt an Proteine gebunden werden kann. Daher wird Selenomethionin in der Nahrungsergänzung häufig eingesetzt. Darüber hinaus enthalten oftmals auch pflanzliche Lebensmittel diese Verbindung.

Fördernde und hemmende Faktoren bei der Selenresorption

Doch wie bei jedem Nährstoff, gibt es auch bei Selen bestimmte Stoffe bzw. Nahrungsmittel, welche die Aufnahme im Körper behindern können.

So sollten Selenhaltige Nahrungsergänzungsmittel nicht zusammen mit großen Mengen Orangensaft (1 L) konsumiert werden. Denn Studien zeigen, dass die Selenbindungen Selenat und Selenit schlechter verfügbar sind, wenn Ascorbinsäure dabei ist. Grund hierfür sind chemische Reaktionen zwischen Vitamin C und der Selenbindung.

Bei kleineren Mengen Vitamin C (ein Glas Orangensaft) ist die gemeinsame Aufnahme jedoch unbedenklich.

Empfohlene Tagesdosis

Für den täglichen Bedarf lautet die offizielle Empfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) für männliche Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene eine Selenzufuhr von 70 µg; für weibliche Jugendliche und Erwachsene 60 µg pro Tag.

Täglicher Selenbedarf ganzheitlich betrachtet

Viele Experten raten jedoch zu einer deutlich höheren Selen-Supplementierung von 100-200 µg pro Tag, um jeden Stoffwechselvorgang im Körper ausreichend zu unterstützen.

Und auch Sportler profitieren durch eine höhere Supplementierung. Denn durch Schweißverlust und die zusätzlichen Reparatur- und Aufbauarbeiten der Muskulatur benötigt der Körper nicht nur Eiweiß, sondern auch diverse Mineralien und ganz besonders Selen. Denn die Muskelfasern verbrauchen bei starker Reizung viel Selen3,4.

Sicherheitsprofil von Selen

Dabei weist die EFSA (Europäische Behörde für Arzneimittelsicherheit) eine Tagesdosis von bis zu 300 µg täglich als unbedenklich aus. Und das Sicherheitsprofil von Selen ist sogar so gut, dass die höchste Tagesdosis, bei der keinerlei Nebenwirkungen auftreten, bei 850 µg liegt5.

Mögliche Symptome einer Überdosierung

Diese Menge ist so hoch, dass eine Überdosierung im Alltag praktisch ausgeschlossen werden kann. Sollte doch wider besseren Wissens eine kontinuierlich überhöhte Dosierung angewendet werden, können folgende Beschwerden als Ausdruck einer Selenose (Überdosierung) beobachtet werden: Haarausfall, neurologische Störungen, Übelkeit und Durchfall sowie eine optische Veränderung der Zähne, Haut und Nägel. Nach Aussetzen der Dosierung klingen diese Symptome wieder ab.

Fazit

Selen ist ein herausragendes Spurenelement, das nicht nur für eine gesunde Schilddrüsenfunktion benötigt wird, sondern darüber hinaus dem Körper viele weitere gesundheitliche Vorteile bringt.

Aufgrund der abnehmenden Selenkonzentration in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln, kann eine gezielte Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein, um einem Selenmangel vorzubeugen.

Quellen

  1. U. Gröber, Mikronährstoffberatung , vol. 1. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2018.
  2. G. D. Jones et al., “Selenium deficiency risk predicted to increase under future climate change,” Proc Natl Acad Sci U S A, vol. 114, no. 11, pp. 2848–2853, Mar. 2017, doi: 10.1073/PNAS.1611576114/SUPPL_FILE/PNAS.201611576SI.PDF.
  3. M. Rederstorff, A. Krol, and A. Lescure, “Review Understanding the importance of selenium and selenoproteins in muscle function,” Cell. Mol. Life Sci, vol. 63, pp. 52–59, 2006, doi: 10.1007/s00018-005-5313-y.
  4. H. K. Biesalski, J. Köhrle, and K. Schümann, Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 2002.
  5. “Summary of Tolerable Upper Intake Levels-version 4 (Overview on Tolerable Upper Intake Levels as derived by the Scientific Committee on Food (SCF) and the EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA),” 2018.
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