Ist Omega-3 schädlich?

Lebenskraftpur klärt auf

Ist Omega-3 schädlich?

zuletzt aktualisiert: 16.09.2024
Lesedauer: 8 Min
von der Lebenskraftpur Redaktion
Ist Omega-3 schädlich?

Ist Omega-3 schädlich?

Zu nahezu jedem Gesundheitsthema gibt es verschiedene Sichtweisen und Positionen, doch v.a. zu Omega-3-Fettsäuren sind verschiedene Gerüchte und Falschaussagen im Umlauf, die bei vielen Menschen zu Verunsicherung... weiterlesen

Inhaltsverzeichnis

Gerüchte um Omega-3 und Fischöl – Wovon handeln sie?

In Kürze zusammengefasst sind Behauptungen im Umlauf, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren – z.B. durch Fischöl-Präparate – schädlich für den Körper sei. Als Gründe werden dabei genannt:

  • Omega-3-Öle würden fast immer ranzige Fette enthalten.
  • Omega-3-Fettsäuren würden im Körper oxidieren.
  • Omega-3-Fettsäuren würden das Leben verkürzen.

Wo kommen die Gerüchte her?

Die „Panikmache“ vor Omega-3-Fettsäuren kommt v.a. aus den USA. Wie im Nachfolgenden zu lesen ist, liegen den Gerüchten wahre Tatsachen zugrunde. Jedoch werden Studiendaten falsch interpretiert bzw. undifferenzierte Schlüsse daraus gezogen.

Hinweis: Im Folgenden sind mit Omega-3-Fettsäuren insbesondere die langkettigen Fettsäuren EPA und DHA gemeint, die v.a. in Fisch und Meeresfrüchten sowie Fisch- und Algenöl in relevanter Menge vorkommen. Die z.B. in Lein- oder Chiasamen enthaltene Omega-3-Fettsäure ALA wird im Körper nur zu geringen Teilen in EPA und DHA umgewandelt, weshalb die Effekte der Fettsäuren nicht gleichgesetzt werden können.

Gerücht #1: Omega-3-Öle enthalten fast immer ranzige Fette

Aussage: „Omega-3-haltige Öle – wie Fisch- und Algenöl – enthalten fast immer oxidierte (= ranzige) Fettsäuren, die dem Körper schaden.“

Richtig ist: Die Qualität ist entscheidend. Minderwertige Omega-3-Öle können durchaus einen hohen Gehalt an oxidierten Omega-3-Fettsäuren aufweisen. Durch die Nutzung hochwertiger Präparate und richtige Handhabung lässt sich das Risiko jedoch minimieren.

Es sind durchaus Omega-3-Präparate – also Fisch- und Algenöl – am Markt, die oxidierte Fette enthalten. Durch die richtige Handhabung während der Herstellung lässt sich dies jedoch vermeiden. Mithilfe der Bestimmung des TOTOX-Wertes (= total oxidation) im Labor lässt sich beurteilen, wie hoch der Anteil oxidierter Fettsäuren in einem Öl ist. Je niedriger der Wert, desto „frischer“ ist das Öl. Anbieter, die auf hohe Qualität setzen, nutzen daher Rohstoffe mit einem äußerst niedrigen TOTOX-Wert und weisen diesen auf ihrer Webseite aus.

Hinweis: Um die Qualität von Omega-3-Präparaten zu beurteilen, sollte neben dem TOTOX-Wert auch auf Analysen zu giftigen Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Arsen oder Quecksilber geachtet werden.

Durch verschiedene Methoden wie die Zugabe von Antioxidantien (z.B. Vitamin E) lässt sich die Stabilität des Öls zusätzlich erhöhen. Auch seitens der Verbraucher kann der richtige Umgang mit den Präparaten das Risiko für eine Oxidation der Fettsäuren verringern. Die Lagerung an einem kühlen, dunklen Ort sowie das zeitnahe Aufbrauchen nach dem ersten Öffnen stellen hierbei wichtige Punkte dar.

Ob bzw. inwiefern die Einnahme leicht oxidierter Omega-3-Präparate tatsächlich schädlich ist, ist bisher noch umstritten1,2. Durch die Einnahme frischer, unveränderter Omega-3-Fettsäuren ist man jedoch stets auf der sicheren Seite. Zudem können ranzige Präparate einen unangenehmen fischigen Geruch und Geschmack aufweisen und zu Nebenwirkungen wie häufigem Aufstoßen führen.

Gerücht #2: Omega-3-Fettsäuren oxidieren im Körper

Aussage: „Selbst wenn Omega-3-Öle nicht bereits in der Flasche bzw. Kapsel oxidiert vorliegen, oxidieren sie spätestens im Körper – z.B. bei der Verdauung – und schaden so dem Körper.“

Richtig ist: Omega-3-Öle oxidieren tatsächlich zu einem gewissen Grad im Körper. Dabei muss jedoch ausreichend differenziert werden, denn es handelt sich dabei zum Teil um einen normalen, physiologischen Prozess mit sogar gesundheitsförderlichen Effekten.

Nach der Einnahme von Omega-3-Fettsäuren können diese im Körper zum Teil „von selbst“ (auch Autooxidation genannt) oder auch gezielt durch Enzyme oxidiert werden. Das ist jedoch per se nicht schädlich. Denn zum einen verfügt ein gesunder und mit ausreichend Nährstoffen versorgter Körper über ausgeprägte antioxidative Schutzsysteme. Zum anderen sind diese kontrolliert oxidierten Stoffwechselprodukte sogar für einen Teil der positiven Effekte wie der antientzündlichen Wirkung von Omega-3-Fettsäuren verantwortlich3,4.

Gut zu wissen: Oxidations-Reaktionen sind nicht immer etwas Negatives, sondern im Gegenteil ein elementarer Bestandteil für die Funktionsweise jedes Lebewesens. Ohne Oxidation wäre z.B. keine Energiegewinnung in den Mitochondrien möglich.

Die Oxidation von in Zellmembranen eingebauten Omega-3-Fettsäuren durch oxidativen Stress bzw. freie Radikale (auch Lipidperoxidation genannt) dagegen kann zu Zellschädigungen führen. Diese wird deshalb vom Körper durch verschiedene antioxidative Schutzsysteme in Schach gehalten – sofern ausreichend Antioxidantien zur Verfügung stehen. Außerdem kann die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren den oxidativen Stress im Körper sogar verringern5.

Gerücht #3: Omega-3-Fettsäuren verkürzen das Leben

Aussage: „Tierstudien zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren die Gesundheit schädigen und die Lebensspanne verkürzen.“

Richtig ist: Humanstudien zeigen, dass eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren von enormer Bedeutung für gesundes Altern ist und mit einer geringeren Sterblichkeit in Zusammenhang steht.

Bei den genannten Tierstudien handelt es sich um äußerst komplexe Zusammenhänge. Eine hier zugrunde liegende Theorie – die auf Zell- und Tierstudien beruht – ist, dass ein hoher Gehalt an den empfindlichen Omega-3-Fettsäuren in den Membranen von Zellen und Mitochondrien die Empfindlichkeit gegenüber oxidativem Stress erhöht. So haben langlebige Tierarten (wie der Mensch) durchschnittlich einen geringeren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren in ihren Zellen als kurzlebige Tierarten6.

Aus diesen Unterschieden zwischen verschiedenen Tierarten lässt sich jedoch keinesfalls ableiten, dass innerhalb einer Tierart ein möglichst niedriger Gehalt an Omega-3-Fettsäuren grundsätzlich vorteilhaft wäre. Aus verschiedenen Gründen:

  • Es ist ebenso bekannt, dass ein ausreichender Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in den Membranen wichtig für deren Funktion und damit die Zellgesundheit ist7. Auch darüber hinaus weisen Omega-3-Fettsäuren zahlreiche wichtige Funktionen auf.
  • Der Mensch nimmt durch seine moderne Ernährung ohnehin deutlich weniger Omega-3-Fettsäuren auf als seine Vorfahren oder wild lebende Tiere.
  • Das Verhältnis aus oxidativem Stress und antioxidativen Schutzsystemen sowie auch das Verhältnis der weiteren Fette (gesättigte Fettsäuren, Omega-6-Fettsäuren, Cholesterin etc.) in den Zellmembranen ist ebenso von Bedeutung. Die Balance ist entscheidend.

Es lässt sich also festhalten, dass die oben genannte Aussage ein undifferenzierter und wissenschaftlich unzulässiger Rückschluss aus verschiedenen Studienmodellen ist, die zudem nicht für die Übertragung auf die menschliche Ernährung geeignet sind. Hierfür eignen sich vielmehr tatsächlich am Menschen durchgeführte Interventionsstudien. Diese lassen eher gegenteilige Zusammenhänge vermuten: Omega-3-Fettsäuren führen zu einer verbesserten Gesundheit und Lebensspanne.

  • Die ergänzende Einnahme von Omega-3-Fettsäuren kann sogar – wie bereits erwähnt – die antioxidative Schutzkapazität des Körpers erhöhen5.
  • Eine schlechte Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die Todesursache Nummer 1 in Deutschland – sowie für die Sterblichkeit durch diese8,9.
  • Auch bei weiteren Erkrankungen scheinen Omega-3-Fettsäuren vielversprechend für die Prävention (z.B. bei Alzheimer) oder begleitende Therapie (z.B. bei bestimmten Krebserkrankungen)10.
  • Insgesamt ist eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren mit einer verringerten Sterblichkeit und einem geringeren Risiko für vorzeitigen Tod verbunden11.

Für die Beurteilung der Omega-3-Versorgung gilt der sog. HS-Omega-3-Index als Goldstandard und sollte 8–11 % betragen12. In Deutschland liegen die meisten Menschen bei 4-6 % und weisen damit eine mangelhafte Omega-3-Versorgung auf13. Ein niedriger Wert gilt z.B. als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine nachlassende Hirnfunktion12. So bringt es der Omega-3-Experte Prof. Dr. Clemens von Schacky in einem Interview hinsichtlich Menschen, die sich in der zweiten Hälfte ihrer 80er-Jahre befinden, auf den Punkt:

„Da kann man ganz klar sagen: Für dieses Alter gibt es genau 3 Optionen: Entweder ist man tot oder man ist dement oder der Omega-3-Spiegel stimmt. Eine 4. Option gibt es nicht.“ – Prof. Dr. med. Clemens von Schacky14

Eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist also von großer Bedeutung für einen gesunden Alterungsprozess. Natürlich gibt es auch irgendwann ein Zuviel an Omega-3. Jedoch lässt sich ein solcher Zustand mit üblichen Omega-3-Präparaten nur bei dauerhaft exzessivem Konsum weit über den Verzehrempfehlungen erreichen. Das Risiko und die Wahrscheinlichkeit einer Unterversorgung überwiegen demnach bei Weitem.

Fazit: Omega-3-Fettsäuren sind unverzichtbar für gesundes Altern

Die genannten Kritikpunkte an Omega-3-Fettsäuren basieren allesamt auf – zumindest zum Teil – korrekten Tatsachen. Jedoch werden ohne den richtigen Kontext falsche Schlüsse daraus gezogen und unberechtigte Ängste geschürt. Denn eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist von enormer Bedeutung für ein gesundes Altern. Hochwertige Omega-3-Präparate können gezielt zur Versorgung mit den lebensnotwendigen Fettsäuren beitragen.

Quellen

  1. Albert/Cameron-Smith et al., "Oxidation of Marine Omega-3 Supplements and Human Health", Biomed Res Int, vol. 2013, 2013. [Accessed: 16 February 2024].
  2. Ismail/Bannenberg et al., "Oxidation in EPA- and DHA-Rich Oils: An Overview", Lipid Technol, vol. 28, no. 3–4, pp. 55–59, Apr. 2016. [Accessed: 16 February 2024].
  3. McDougle/Watson et al., "Anti-Inflammatory ω-3 Endocannabinoid Epoxides", Proc Natl Acad Sci U S A, vol. 114, no. 30, pp. E6034–E6043, Jul. 2017. [Accessed: 16 February 2024].
  4. Mishra/Chaudhary et al., "Oxidized Omega-3 Fatty Acids Inhibit NF-ΚB Activation Via a PPARα-Dependent Pathway", Arterioscler Thromb Vasc Biol, vol. 24, no. 9, pp. 1621–1627, Sep. 2004. [Accessed: 16 February 2024].
  5. Heshmati/Morvaridzadeh et al., "Omega-3 Fatty Acids Supplementation and Oxidative Stress Parameters: A Systematic Review and Meta-Analysis of Clinical Trials", Pharmacol Res, vol. 149, p. 104462, Nov. 2019. [Accessed: 16 February 2024].
  6. Jové/Mota-Martorell et al., "Phenotypic Molecular Features of Long-Lived Animal Species", Free Radic Biol Med, vol. 208, pp. 728–747, Nov. 2023. [Accessed: 16 February 2024].
  7. Calder and Yaqoob, "Understanding Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids", Postgrad Med, vol. 121, no. 6, pp. 148–157, Nov. 2009. [Accessed: 16 February 2024].
  8. Harris/Tintle et al., "Erythrocyte Long-Chain Omega-3 Fatty Acid Levels Are Inversely Associated with Mortality and with Incident Cardiovascular Disease: The Framingham Heart Study", J Clin Lipidol, vol. 12, no. 3, pp. 718-727.e6, May 2018. [Accessed: 16 February 2024].
  9. "Kardiologie – Omega-3 – Omegametrix". [Accessed: 16 Feb. 2024].
  10. Troesch/Eggersdorfer et al., "Expert Opinion on Benefits of Long-Chain Omega-3 Fatty Acids (DHA and EPA) in Aging and Clinical Nutrition", Nutrients 2020, Vol. 12, Page 2555, vol. 12, no. 9, p. 2555, Aug. 2020. [Accessed: 16 February 2024].
  11. Harris/Tintle et al., "Blood N-3 Fatty Acid Levels and Total and Cause-Specific Mortality from 17 Prospective Studies", Nature Communications 2021 12:1, vol. 12, no. 1, pp. 1–9, Apr. 2021. [Accessed: 16 February 2024].
  12. Von Schacky, "HS-Omega-3 Index: Clinical Value of Standardized Fatty Acid Analysis", LaboratoriumsMedizin, vol. 38, no. 4, pp. 167–177, Jul. 2014. [Accessed: 16 February 2024].
  13. Stark/Van Elswyk et al., "Global Survey of the Omega-3 Fatty Acids, Docosahexaenoic Acid and Eicosapentaenoic Acid in the Blood Stream of Healthy Adults", Prog Lipid Res, vol. 63, pp. 132–152, Jul. 2016. [Accessed: 16 February 2024].
  14. "Prof. Dr. Med. Clemens von Schacky Im Interview Bei QS24 – Schweizer Gesundheitsfernsehen: Kein Leben Ohne Omega 3! | Prof. Dr. Med. Clemens von Schacky | NaturMEDIZIN | QS24"
Zurück zum Blog

Newsletter abonnieren und keine Neuigkeiten verpassen

WICHTIG: Im Anschluss erhalten Sie eine E-Mail mit einem Link, um Ihre Anmeldung zum Newsletter zu bestätigen. Bitte beachten Sie auch unsere Datenschutzerklärung.