Sulforaphan: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

Pflanzenstoffe

Sulforaphan: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

zuletzt aktualisiert: 06.09.2024
Lesedauer: 19 Min
von der Lebenskraftpur Redaktion
Sulforaphan: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

Sulforaphan: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

Das gesundheitsfördernde Potenzial von Kohlgemüse ist bereits seit der Antike bekannt. Einen großen Anteil an den positiven Effekten hat dabei die v.a. in Brokkoli vorkommende Verbindung Sulforaphan. Während sie die Pflanze vor Fressfeinden sowie schädigenden Bakterien, Viren und Pilzen bewahrt, kann sie beim Menschen die Gesunderhaltung unterstützen. Denn neben antioxidativen und antientzündlichen Wirkmechanismen weist Sulforaphan zahlreiche weitere, besondere Eigenschaften auf.

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Senföl Sulforaphan ist eine natürliche Verbindung, die in Kreuzblütler-Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl oder Kresse vorkommt.

  • Die Verbindung entsteht aus der Vorstufe Glucoraphanin unter Beteiligung des aktivierenden Enzyms Myrosinase, sobald die Pflanzenzellen verletzt werden.

  • Bei der Aufnahme über die Nahrung ist die Zubereitung des Gemüses von Bedeutung: Rohverzehr oder kurzes, schonendes Dämpfen sind ideal.

  • Brokkolisprossen oder gekeimte Brokkolisamen können auch große Mengen Sulforaphan liefern.

  • Bei der Einnahme über Nahrungsergänzungsmittel sollte auf Präparate gesetzt werden, bei denen Sulforaphan – vergleichbar zur Aufnahme über Lebensmittel – frisch gebildet wird.

  • Sulforaphan wird in Dosierungen zwischen 5 und 25 mg/Tag empfohlen.

  • Sulforaphan kann die Entstehung körpereigener Antioxidantien erhöhen, entzündungshemmende Effekte entfalten und wirkt antimikrobiell.

  • Wegen seiner potenziellen krebshemmenden Eigenschaften wird Sulforaphan in der unterstützenden Therapie und insbesondere der Vorbeugung verschiedener Krebsarten untersucht.

  • Auch hinsichtlich des Schutzes vor Infektionen oder bestimmter Erkrankungen des Nervensystems zeigt sich die Forschung zu Sulforaphan als vielversprechend.

Was ist Sulforaphan und wo ist es enthalten?

Im Jahre 1959 isolierten Wissenschaftler erstmalig eine besondere Verbindung aus den Blättern der Pfeilkresse – die Geburtsstunde der bis heute andauernden Forschung zu Sulforaphan1.

Bei Sulforaphan handelt es sich um eine natürlich vorkommende Verbindung, die zu den Senfölen bzw. chemisch betrachtet zur Gruppe der Isothiocyanate gezählt wird. Sulforaphan bzw. dessen Vorstufe – ein Senfölglykosid namens Glucoraphanin – kommen in der Pflanzenfamilie der Kreuzblütler (Brassicaceae) vor. Dazu zählen Kohlgewächse wie insb. Brokkoli, Blumenkohl und Rosenkohl sowie auch bspw. Rettich, Radieschen, Kresse, Rucola oder Senf. Verschiedene Senföle und Senfölglykoside sind dabei für den scharfen bis teilweise bitteren Geschmack dieser Lebensmittel verantwortlich.

Sulforaphanreiche Lebensmittel

Abb. 1: Sulforaphanreiche Lebensmittel.

Wie entsteht Sulforaphan?

Sulforaphan entsteht natürlicherweise erst, wenn die Pflanze verletzt wird – z.B. durch einen Fressfeind oder das Küchenmesser. Denn in der intakten Pflanze (oder deren Samen) liegt nur eine Vorstufe – Glucoraphanin genannt – und räumlich getrennt davon ein aktivierendes Enzym namens Myrosinase vor. Erst wenn die Zellen verletzt werden, treffen Glucoraphanin und Myrosinase aufeinander und bilden den flüchtigen, streng riechenden und scharf-bitter schmeckenden Schutzstoff Sulforaphan.

Sulforaphan: Wirkung und Anwendungsbereiche

In Pflanzen dient das Senföl Sulforaphan vornehmlich als Schutz vor Fressfeinden wie Insekten, während es beim Menschen gesundheitlich positive Effekte aufgrund seiner antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften entfalten kann. So wurden Kreuzblütler-Gewächse bereits in der Antike als natürliche Antibiotika eingesetzt. Heute konzentrieren sich die meisten Forschungen auf potenziell krebshemmende (antikanzerogenen) Fähigkeiten des Pflanzenstoffs.

Dabei gilt Sulforaphan als starkes indirektes Antioxidans. Das bedeutet, dass es primär nicht selbst freie Radikale neutralisiert, sondern über Aktivierung gewisser Zellschalter die Bildung körpereigener Antioxidantien – wie Glutathion – erhöht. Auf diese Weise trägt es auch zur Entgiftung bei. Darüber hinaus ist bekannt, dass Sulforaphan über andere molekulare Schalter entzündliche Prozesse senken kann2.

Interessant zu wissen: Das Wissen um die Heilkraft von Kohlgemüse ist weitaus älter als die Forschung zu Sulforaphan. Bereits in der Antike wurde Kohlgemüse gegen krebsartige Geschwüre und viele weitere Erkrankungen eingesetzt. Auch während des Zweiten Weltkriegs wurden Kohlblätter zur äußeren Behandlung von Wunden verwendet3.

Sulforaphan in der Krebsforschung

Die krebshemmenden und -vorbeugenden Eigenschaften von Sulforaphan stehen im Vordergrund der Forschung zu dem aus Brokkoli bekannten Pflanzenstoff. Dabei werden unterschiedliche Wirkmechanismen spekuliert: Neben den antioxidativen und -entzündlichen Eigenschaften kann Sulforaphan u.a. auch Einfluss auf den Zellteilungs-Zyklus nehmen4. Dieser ist bei Krebszellen im Vergleich zu gesunden Körperzellen verändert, wodurch sie sich unkontrolliert vermehren können. So kann Sulforaphan bspw. auch den sog. programmierten Zelltod (Apoptose) in entarteten Zellen auslösen oder deren Zellteilung hemmen3.

Bereits zu verschiedenen Krebsarten existieren vielversprechende Studienergebnisse, wie u.a.:

  • Bauchspeicheldrüsenkrebs

  • Magenkrebs

  • Darmkrebs

Sulforaphan bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

So untersuchten Forscher der Universität Heidelberg in einer kleinen Pilotstudie den Nutzen einer hochdosierten (täglich 90 mg) Sulforaphan-Einnahme zusätzlich zur Chemotherapie an Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten. Diese Krebsart zählt zu den aggressivsten mit einer geringen Überlebensrate. Aufgrund der Resistenz gegenüber herkömmlicher Therapieansätze sind bei der Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebs Alternativen bzw. unterstützende Maßnahmen gefragt. Sulforaphan soll dabei besonders Therapie-resistente Krebszellen anfälliger für die Wirkung der Chemotherapie machen2.

Bei Sulforaphan-Einnahme konnte dabei tatsächlich eine geringere Sterblichkeit verzeichnet werden. Nach 180 Tagen lebten noch 75 % der Patienten, die Sulforaphan einnahmen, während es in der Placebo-Gruppe nur 57 % waren (vgl. Abb. 2). Aufgrund verschiedener Limitierungen der Studie, wie der geringen Teilnehmerzahl und einer hohen Abbruchquote, müssen diese Ergebnisse jedoch mit Vorsicht genossen werden5. Dennoch legen sie Sulforaphan ein hohes Potenzial bezüglich seiner krebshemmenden Effekte nahe.

Geringere Sterberate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten nach Sulforaphan-Einnahme

Abb. 2: Geringere Sterblichkeit bei Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten nach Sulforaphan-Einnahme.

Sulforaphan bei Helicobacter Pylori im Magen

Zudem soll Sulforaphan das Wachstum und die Vermehrung des Bakteriums Helicobacter Pylori einschränken können. Dabei handelt es sich um ein weit verbreitetes Bakterium, das sich im Magen des Menschen ansiedeln und Probleme wie Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) verursachen kann. Zudem kann eine chronische Infektion mit dem Bakterium das Risiko für Magenkrebs erhöhen. Zell- und Tierstudien legen nahe, dass Sulforaphan

  • die Magenschleimhaut vor Schädigungen durch das Bakterium schützt,
  • dessen Vermehrung verhindert und
  • auf diese Weise auch das Risiko für Magenkrebs senken könnte6,7.

Sulforaphan und Zellveränderungen im Darm

Auch für die langfristige Gesundheit des Dickdarms könnte Sulforaphan eine wichtige Rolle spielen – wie eine Studie an Mäusen sowie auch Menschen nahelegt: So wurde in der Untersuchung u.a. festgestellt, dass die Aufnahme von Sulforaphan-haltigen Brokkolisprossen die Bildung von frühen, krankhaften Veränderungen der Dickdarmschleimhaut unterdrückte. Darüber hinaus wurde eine Vermehrung schützender Darmbakterien gezeigt, die vermutlich für einen Teil der vorbeugenden Effekte mit verantwortlich sind8.

Zudem existieren zahlreiche Zellstudien, die erste Hinweise zur schützenden Wirkung von Sulforaphan und ähnlicher Substanzen aus Kreuzblütler-Gemüse liefern – hinsichtlich verschiedener Krebsarten, die z.B. die folgenden Gewebe bzw. Organe betreffen9:

  • Brust
  • Lunge
  • Prostata
  • Leber
  • v.m.

Achtung: Bei den meisten Forschungsarbeiten zu Sulforaphan im Zusammenhang mit Krebs handelt es sich um Zell- oder Tierstudien. Deren Ergebnisse können nicht einfach auf die Gesundheit des Menschen übertragen werden. Sie liefern lediglich wertvolle Hinweise für die weitere Forschung.

Sulforaphan gegen Infektionen

Die antimikrobiellen Effekte von Kreuzblütler-Gemüse sind bereits seit vielen Jahrhunderten bekannt. Dagegen steht die diesbezügliche Forschung zu Sulforaphan noch in den Kinderschuhen. Dennoch ist bekannt, dass das Senföl die Pflanzen nicht nur vor kleinen Fressfeinden wie Insekten, sondern auch vor Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen schützen kann.

Interessant zu wissen: Warum schadet Sulforaphan natürlichen Fressfeinden der Pflanze, aber entfaltet positive Effekte beim Menschen?

Die Antwort liegt vermutlich im biologischen Phänomen namens Hormesis: Dieses besagt, dass äußerst geringe Mengen eines ansonsten schädlichen Stoffes eine gesundheitsförderliche Wirkung entfalten können. Während kleine Organismen wie Insekten also von Sulforaphan abgeschreckt werden, hat der Stoff bei großen Lebewesen wie dem Menschen gegenteilige Effekte.

Ebenso sind zahlreiche Effekte auf das Immunsystem nachgewiesen, wodurch Sulforaphan auch die Abwehr von Krankheitserregern beim Menschen unterstützen könnte. Neben der bereits erwähnten Wirkung gegen H. pylori im Magen, existieren erste Hinweise für weitere antivirale Effekte – u.a. gegen HIV, Influenza und Hepatitis C – sowie antibakterielle Eigenschaften – gegen bspw. S. aureus, E. coli and M. pneumoniae10.

Tipp: Immunsystem ganzheitlich stärken

Das Immunsystem kann über unterschiedliche Maßnahmen – wie Ernährung, Schlaf und Stressabbau – ganzheitlich gestärkt werden. Eine wichtige Rolle nimmt dabei auch die Schlüsselsubstanz Vitamin D ein.

Sulforaphan schützt das zentrale Nervensystem

Die antientzündlichen und antioxidativen Eigenschaften von Sulforaphan werden ebenfalls hinsichtlich des Nervensystems untersucht. Denn entzündliche Prozesse sowie oxidativer Stress können an der Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Multipler Sklerose beteiligt sein. Autoren einer Arbeit, die Ergebnisse aus Zell- und Tierstudien zusammenfasst, schlussfolgern zum Thema:

„Daher scheint Sulforaphan eine vielversprechende Verbindung mit neuroprotektiven Eigenschaften zu sein, die eine wichtige Rolle bei der Verhinderung der Neurodegeneration spielen könnte.“ – Tarozzi et al.11

Mit anderen Worten: Sulforaphan könnte wegen seiner Nerven-schützenden Effekte das Risiko für die Entstehung bestimmter Erkrankungen des Nervensystems reduzieren. Dies unterstützend, zeigt auch eine kleine Humanstudie, dass Sulforaphan die Glutathion-Spiegel im Gehirn erhöhen kann – was die Hirn-Nervenzellen vor Schädigungen durch oxidativen Stress schützen kann12.

Zusammenfassung

  • Das Senföl Sulforaphan ist eine natürliche Verbindung, die in Kreuzblütler-Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl oder Kresse vorkommt.

  • Sulforaphan kann die Entstehung körpereigener Antioxidantien erhöhen, entzündungshemmende Effekte entfalten und wirkt antimikrobiell.

  • Wegen seiner potenziellen krebshemmenden Eigenschaften wird Sulforaphan in der unterstützenden Therapie und insbesondere der Vorbeugung verschiedener Krebsarten untersucht.

  • Auch hinsichtlich des Schutzes vor Infektionen oder bestimmter Erkrankungen des Nervensystems zeigt sich die Forschung zu Sulforaphan als vielversprechend.

Wie viel Sulforaphan sollte man täglich zu sich nehmen?

In welcher Menge Sulforaphan täglich aufgenommen werden sollte, ist stark von der Zielsetzung bzw. des Einsatzzweckes abhängig. Zudem ist die Forschung noch nicht ausgereift genug, um konkrete und allgemeingültige Zufuhrmengen auszusprechen. Zu präventiven Zwecken werden etwa zwischen 5 und 25 mg Sulforaphan pro Tag empfohlen. Diese Mengen können bei täglichem Verzehr von Kreuzblütlern durchaus mit der Ernährung erreicht werden. Eine praktische Alternative bzw. Ergänzung stellen entsprechende Präparate mit Brokkoli-Extrakt dar.

Die tägliche Zufuhr von 25 mg gilt dabei bereits als sehr potent. Um diese Menge je nach Körpergewicht anzupassen, kann sich an folgender Formel orientiert werden: 0,36 mg/kg/Tag3. Daraus ergeben sich bspw. folgende Zufuhrmengen:

  • Bei 50 kg Körpergewicht: ca. 18 mg Sulforaphan/Tag

  • Bei 70 kg Körpergewicht: ca. 25 mg Sulforaphan/Tag

  • Bei 90 kg Körpergewicht: ca. 32 mg Sulforaphan/Tag

In klinischen Pilotstudien wurde den Krebspatienten unterstützend zur Therapie bis zu 90 mg Sulforaphan pro Tag gegeben – jedoch unter fortwährender ärztlicher Begleitung, weshalb solche Mengen nicht für Eigenexperimente empfohlen werden können.

Hat Sulforaphan Nebenwirkungen und ist eine Überdosierung möglich?

In normalen Mengen, die auch über die Ernährung zu erreichen sind, gilt Sulforaphan als äußerst sicher. Die dauerhafte Dosierung extrem hoher Mengen ist bislang wenig erforscht. In einer Hoch-Dosis-Studie an Krebspatienten wurde als Nebenwirkung die Verstärkung von Symptomen wie Verdauungsbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen beobachtet13.

Bei dem Vorhaben, große Mengen Sulforaphan über die Ernährung zuzuführen, können je nach individueller Verträglichkeit gegenüber Kohlgemüse Blähungen auftreten. Zudem können bestimmte Pflanzenstoffe aus Kreuzblütlern (Kohl und Rettichen) die Einlagerung von Jod in Schilddrüsenhormone beeinflussen. Daher ist es ratsam, bei einem bestehenden Jodmangel Kreuzblütlerprodukte nicht täglich in großen Mengen (kg-Bereich) zu konsumieren und auch den Einfluss von konzentrierten Extrakten auf die Schilddrüse aufmerksam zu beobachten.

Was ist zu beachten, wenn man sich möglichst sulforaphanreich ernähren möchte?

Wer die genannten Sulforaphan-Mengen nun über Lebensmittel zuführen möchte, wird sich fragen, wieviel Kreuzblütler-Gemüse hierfür verspeist werden muss. Unter den bereits eingangs erwähnten Lebensmitteln gilt Brokkoli als die reichhaltigste Quelle für Sulforaphan bzw. dessen Vorstufe. Da der Gehalt jedoch je nach Sorte und Pflanze starken Schwankungen unterliegt, gestalten sich konkrete Empfehlungen schwierig. Weitere Einflussfaktoren auf den Sulforaphan-Gehalt sind:

  • Die Zubereitungsmethode des Gemüses
  • Das Wachstumsstadium von Brokkoli
  • Ausgewählte Lebensmittelkombinationen

So könnten bereits weniger als 100 g Brokkoli ausreichend Sulforaphan liefern, während auch deutlich höhere Mengen notwendig sein können, um die genannten 25 mg Sulforaphan zuzuführen3.

Die richtige Zubereitung

Um bestmöglich von Kohlgemüse wie insbesondere Brokkoli zu profitieren, kommt es auf eine schonende Zubereitungsweise an. Denn das aktivierende Enzym Myrosinase ist besonders hitzeempfindlich und wird bei längeren Kochzeiten deaktiviert. Dann kann aus der inaktiven Vorstufe Glucoraphanin kein wirksamen Sulforaphan mehr entstehen. Zudem ist auch Sulforaphan hitzeempfindlich und kann über das Kochwasser ausgeschwemmt werden und verloren gehen.

Im Idealfall wird Brokkoli daher roh verzehrt, klein geschnitten und gut sowie langsam gekaut – sodass die Zellwände aufgebrochen werden und das Enzym Myrosinase möglichst viel Sulforaphan bilden kann3.

Tipp: Da gefrorener Brokkoli häufig vor der Kühlung blanchiert wird, stellt frischer Brokkoli die bessere Sulforaphan-Quelle dar als das Gemüse aus dem Tiefkühlfach14.

Da rohes Kohlgemüse jedoch nicht jedermanns Geschmack ist und zu Verdauungsbeschwerden führen kann, ist kurzzeitiges Dämpfen (max. 5 Minuten) eine schonende Alternative15. Um die Garzeit kurz zu halten, sollte das Gemüse möglichst klein geschnitten werden. Auch kurzes Anbraten klein geschnittener Brokkoli-Röschen in der Pfanne oder dem Wok soll nur zu geringen Verlusten führen – der Brokkoli sollte anschließend noch knackig sein. Wer seinen Brokkoli dennoch lieber in kochendem Wasser zubereitet, sollte das Kochwasser anschließend nicht wegschütten. Es kann als Basis für Suppen oder Soßen genutzt werden.

Tipps zum Sulforaphan-Verzehr

Abb. 3: Tipps für das Verzehren von sulforaphanreichen Lebensmitteln.

Brokkolisprossen als ideale Sulforaphan-Quelle

Eine deutlich zuverlässigere und potentere Sulforaphan-Quelle stellen dagegen gekeimte Brokkolisamen und Brokkoli-Sprossen dar. Denn zum einen werden diese i.d.R. nicht erhitzt und liefern zum anderen bis zu 20-mal mehr Sulforaphan als normaler Brokkoli16.

In diesem jungen, empfindlichen Stadium muss sich die Pflanze nämlich in besonderer Weise vor Fressfeinden schützen. So können bereits kleine Mengen von wenigen Teelöffeln Brokkoli-Sprossen oder -Samen genauso viel Sulforaphan liefern wie große Mengen an Kohlgemüse.

Tipp: Brokkolisprossen lassen sich selbst auf dem Fensterbrett ziehen und enthalten bereits nach zwei Tagen große Mengen Sulforaphan. Zudem sind bereits angekeimte und schonend getrocknete Brokkolisamen erhältlich. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass der Gehalt an Sulforaphan deklariert ist.

Lebensmittelkombinationen nutzen

Um die Sulforaphan-Aufnahme über Kreuzblütler-Gemüse weiterhin zu steigern, kann man sich auch die Biochemie in der eigenen Küche zu Nutze machen – durch gezielte Lebensmittelkombinationen. Denn wie bereits erwähnt, wird das Enzym Myrosinase durch Hitze bei der Zubereitung zerstört, sodass die inaktive Vorstufe Glucoraphanin nicht mehr zu Sulforaphan umgewandelt werden kann.

Jedoch kann man bspw. zu gekochtem Kohl eine Portion frische Kreuzblütler hinzugeben. Denn auch Radieschen, Kresse oder Rucola enthalten Myrosinase. Auf diese Weise kann vermutlich dennoch ein gewisser Teil der Sulforaphan-Vorstufen des gekochten Kohls beim Kauen aktiviert werden. So kann auch die Zugabe frisch gemahlener Senfsamen die Sulforaphan-Bildung in gekochtem Brokkoli erhöhen – wie eine Untersuchung nahelegt17.

Rezept-Tipp: Ein Salat aus schonend gedämpften oder kurz angebratenen Brokkoli-Röschen kombiniert mit Rucola, Radieschen sowie gekeimten Brokkolisamen oder -Sprossen kann angemessene Mengen an Sulforaphan liefern. Weitere Zutaten wie Kichererbsen, Quinoa oder geröstete Walnusskerne können nach Belieben hinzugefügt werden.

Trotz all dieser Möglichkeiten, die Sulforaphan-Aufnahme zu optimieren, muss aus der Brokkoli-Zubereitung in der eigenen Küche keine Wissenschaft gemacht werden. Für gesunde Menschen, die lediglich präventiv von Sulforaphan profitieren möchten, kann es bereits ausreichen, möglichst auf täglicher Basis die verschiedenen Kreuzblütler Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, Kresse oder Radieschen in den Speiseplan zu integrieren.

Sulforaphan als Nahrungsergänzungsmittel: Worauf sollte man achten?

Wer nun größere Mengen Sulforaphan zuführen, jedoch nicht auf täglicher Basis Kreuzblütler verzehren möchte, kann auch auf frische Brokkolisprossen, gekeimte Brokkolisamen oder sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.

Frische Brokkolisprossen oder gekeimte ganze Brokkolisamen

Denn auch beim Verzehr von frischen Brokkolisprossen oder gekeimten, ganzen Brokkolisamen wird Sulforaphan direkt beim Kauen gebildet und steht dem Körper somit frisch und aktiv zur Verfügung. Allerdings werden diese frisch gebildeten und scharfen Senföle nicht von jedem gut vertragen und können zu Unwohlsein führen. Für diese Menschen eigenen sich Kapselprodukte mit Glucoraphanin und Myrosinase hervorragend.

Die Lösung: Glucoraphanin und Myrosinase

So stellen Präparate mit standardisiertem Glucoraphanin-Gehalt im Brokkoli-Extrakt eine sinnvolle Alternative dar. Also Produkte, die einen nachgewiesen hohen Anteil der Sulforaphan-Vorstufe aufweisen, da diese über eine deutlich höhere Stabilität verfügt.

Damit das Senfölglykosid (eine Verbindung aus Sulforaphan und Zucker) Glucoraphanin jedoch in Sulforaphan umgewandelt werden kann, muss auch das aktivierende Enzym Myrosinase vorliegen und deshalb im Präparat enthalten sein. Auf diese Weise wird Sulforaphan frisch und direkt im Magen und Darm gebildet. (vgl. Abb. 4).

Sulforaphanbildung direkt im Körper durch Glucoraphanin und Myrosinase

Abb. 4: Sulforaphanbildung direkt im Körper durch Glucoraphanin und Myrosinase

Gut konzipierte Produkte berücksichtigen den teilweisen Enzymabbau im Magen und passen die Menge an Glucoraphanin und Myrosinase entsprechend an, sodass auch nach der sauren Magenpassage die gewünschte Menge an Sulforaphan entsteht.

Je nach Zusammensetzung des Extrakts kann man mit einer Umwandlungsrate von ca. 20 % rechnen. Das bedeutet bspw., dass aus 100 mg Glucoraphanin rund 20 mg frisches Sulforaphan entstehen.

Warum gemahlene Brokkolipulver oder viele Sulforaphan-Produkte nicht funktionieren

Das aktive Sulforaphan ist sehr empfindlich gegenüber Sauerstoff und Wärme und kann in verkapselten, pulverigen Extrakten schnell abgebaut werden. Das heißt: Selbst, wenn ein Produkt mit bei der Herstellung gemessenem und deklariertem Sulforaphan-Gehalt gekauft wird, ist es fraglich, ob zum Zeitpunkt der Einnahme noch tatsächlich nennenswerte Mengen enthalten sind.

Zusammenfassung

  • Sulforaphan wird in Dosierungen von zwischen 5 und 25 mg/Tag empfohlen.

  • Die Verbindung entsteht aus der Vorstufe Glucoraphanin unter Beteiligung des aktivierenden Enzyms Myrosinase, sobald die Pflanzenzellen verletzt werden.

  • Bei der Aufnahme über die Nahrung ist die Zubereitung des Kreuzblütler-Gemüses von Bedeutung: Rohverzehr oder kurzes, schonendes Dämpfen sind ideal.

  • Brokkolisprossen oder gekeimte Brokkolisamen können auch große Mengen Sulforaphan liefern.

  • Bei der Einnahme über Nahrungsergänzungsmittel sollte auf Präparate gesetzt werden, bei denen Sulforaphan – vergleichbar zur Aufnahme über Lebensmittel – frisch gebildet wird.

Fazit: Sulforaphan macht Hoffnung in der Krebsforschung

Sulforaphan gilt als eine vielversprechende Substanz im Bereich der Krebsprävention. In Zukunft könnte es sogar als unterstützende Maßnahme in der medizinischen Behandlung Anwendung finden. Durch gezielte Lebensmittelauswahl und sinnvoll konzipierte Nahrungsergänzungsmittel lassen sich relevante Mengen an Sulforaphan aufnehmen.

FAQs – Kurze Antworten auf häufige Fragen

Welche Wirkung hat Sulforaphan auf den Körper?

Sulforaphan weist antioxidative, entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften auf. Doch insbesondere seine krebshemmenden- und vorbeugenden Effekte sind von großem Interesse. Zudem kann es sich auch positiv auf das Immunsystem sowie das Nervensystem auswirken.

Ist Sulforaphan ein Antioxidans?

Sulforaphan wird als indirektes Antioxidans bezeichnet, da es über bestimmte Zellschalter (wie Nrf2) die Bildung körpereigener Antioxidantien erhöht, wie z.B. die Produktion von Glutathion.

Wo ist Sulforaphan enthalten?

Sulforaphan bzw. dessen Vorstufe Glucoraphanin ist v.a. in Brokkoli enthalten. Der Gehalt unterliegt dabei jedoch starken Schwankungen und wird auch durch die Zubereitungsmethode beeinflusst. Brokkoli-Sprossen weisen dabei einen deutlich höheren Gehalt auf als Brokkoli-Röschen. Auch anderes Kohlgemüse und Vertreter aus der Gruppe der Kreuzblütler wie z.B. Kresse oder Rettich können gewisse Mengen Sulforaphan enthalten.

Wie viel Sulforaphan enthält Brokkoli?

Brokkoli enthält die Sulforaphan-Vorstufe Glucoraphanin, die bei der Zubereitung und dem Verzehr in Sulforaphan umgewandelt wird. Wieviel Glucoraphanin in Brokkoli enthalten ist und wieviel Sulforaphan daraus entsteht, ist jedoch von unzähligen Faktoren wie Sorte oder Zubereitungsmethode abhängig. So wiesen in einer Analyse 6 verschiedene Brokkoli-Sorten einen Glucoraphanin-Gehalt zwischen 12,2 und 119,4 mg/100 g Frischgewicht auf3. Der Gehalt in Brokkolisprossen ist dabei wesentlich höher, weshalb diese – insbesondere bei rohem Verzehr und gründlichen Kauen – eine zuverlässigere Quelle darstellen.

Ist Brokkoli krebsvorbeugend?

Ein hoher Verzehr von Brokkoli und anderem Kohlgemüse wird mit einem geringeren Risiko von Krebserkrankungen in Verbindung gebracht. So weist Brokkoli zahlreiche wertvolle Substanzen auf, die für seine krebsvorbeugenden Eigenschaften verantwortlich sein könnten. Insbesondere das Senföl Sulforaphan steht hierbei hoch im Kurs, da bereits verschiedene krebshemmende Wirkmechanismen beschrieben sind.

Wie viel Sulforaphan sollte man am Tag zu sich nehmen?

In welcher Menge Sulforaphan täglich aufgenommen werden sollte, ist stark von der Zielsetzung bzw. des Einsatzzweckes abhängig. Zudem ist die Forschung noch nicht ausgereift genug, um konkrete und allgemeingültige Zufuhrmengen auszusprechen. Zu präventiven Zwecken werden etwa zwischen 5 und 25 mg Sulforaphan pro Tag empfohlen. Diese Mengen können bei täglichem Verzehr von Kreuzblütlern durchaus mit der Ernährung erreicht werden. Eine praktische Alternative bzw. Ergänzung stellen entsprechende Präparate mit Brokkoli-Extrakt dar.

Wird Sulforaphan durch Kochen zerstört?

Während der Zubereitung von Sulforaphan-haltigem Gemüse kann es zu großen Verlusten des wertvollen Inhaltsstoffes kommen. Schonende Zubereitungsarten sind kurzzeitiges Dämpfen oder Braten (max. 5 Minuten). Beim Kochen in Wasser sollte das Kochwasser nicht weggeschüttet werden, sondern bspw. für die Zubereitung einer Soße genutzt werden.

Wie nimmt man Sulforaphan am besten ein?

Sulforaphan kann über den idealerweise täglichen Verzehr von Kreuzblütler-Gemüse in nennenswerten Mengen aufgenommen werden. Insbesondere Brokkolisprossen sind eine reichhaltige Quelle. Als Nahrungsergänzungsmittel sollte aufgrund der Instabilität von Sulforaphan besser dessen Vorstufe Glucoraphanin in Kombination mit dem aktivierenden Enzym Myrosinase eingenommen werden. Auf diese Weise entsteht das Sulforaphan frisch im Magen-Darm-Trakt.

Hat Sulforaphan Nebenwirkungen?

In normalen Mengen, die auch über die Ernährung zu erreichen sind, gilt Sulforaphan als äußerst sicher. Die dauerhafte Dosierung extrem hoher Mengen ist bislang wenig erforscht. In Hoch-Dosis-Studien an Krebspatienten wurde als Nebenwirkung die Verstärkung von Symptomen wie Verdauungsbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen beobachtet13.

Kann man Sulforaphan überdosieren?

Wie jede andere Substanz kann auch Sulforaphan überdosiert werden. Jedoch müssen dafür vermutlich sehr hohe Mengen über einen langen Zeitraum eingenommen werden. Mit der Einnahme normaler Mengen, die auch über die Ernährung erreichbar sind, ist das Risiko für eine Überdosierung äußerst gering. Bei der Einnahme hoher Mengen für therapeutische Zwecke sollte idealerweise Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.

Quellen

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